Eine Wissenschaft des Träumens by Meyhöfer Annette

Eine Wissenschaft des Träumens by Meyhöfer Annette

Autor:Meyhöfer, Annette [Meyhöfer, Annette]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-04-25T16:00:00+00:00


Nein, da tue er nicht mit: Ihm würde«geradezu schon ein gehöriger – irreparabler Stockschnupfen vollauf genügen, mich von solchen Wünschen zu kurieren»!25

Freud konnte zu Frauen, anders als zu Männern, eine dauerhafte, ambivalenzfreie Beziehung, eine lebenslange Freundschaft entwickeln. Lou Andreas-Salomé war nicht die einzige, fand aber den vielleicht besten, ironisch-klugen Kommentar für ihr Verhältnis:«Denn Männer raufen. Frauen danken.»Für sie war Freud, das schreibt sie ihm noch kurz vor ihrem Tod, das«Vatergesicht»über ihrem Leben. Er nannte sie manchmal, wie seine Tochter Sophie, sein«Sonntagskind»und schätzte an ihr und ihrer Arbeit das«exquisit Frauliche»; er mochte sie«merkwürdigerweise ohne Spur sexueller Anziehung». Und auch für sie sollte er nicht bloß eine weitere Perle in der exquisiten Kette ihrer Verehrer werden, deren Namen sich lesen wie ein Who’s who der Kulturgeschichte jener Zeit. Sie war bekannt oder befreundet, platonisch oder auch nicht, mit Gerhart Hauptmann ebenso wie mit Frank Wedekind, mit dem Regisseur Max Reinhardt und dem Naturwissenschaftler Wilhelm Bölsche, mit Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler – und vor allem mit Friedrich Nietzsche und Rainer Maria Rilke.

Die 1861 in Sankt Petersburg geborene Tochter des russischen Generals Gustav von Salomé war als sechstes Kind nach fünf Brüdern in jener Welt der Sicherheit aufgewachsen, die sich dem Reichtum und dem Rang ihrer Familie, aber auch deren durchaus unkonventionellen Lebensgewohntheiten verdankten. Ihr Kinderparadies nährte sich ebenso von dem Gefühl, etwas Besonderes zu sein, wie von ihren Phantasien und Tagträumen. Um sie aus einer Beziehung mit einem verheirateten Pastor zu lösen, der sie angeblich nur mit Spinoza, Kierkegaard, Fichte und Schopenhauer bekanntgemacht hatte, brachte ihre Mutter die knapp Zwanzigjährige nach Zürich. Dort studiert sie Logik, Metaphysik und Geschichte und schreibt Gedichte. Im April 1882 begegnet sie in Rom Nietzsche, der ihr durch den Philosophen Paul Rée vorgestellt wird. Dessen Heiratsantrag hatte sie zuvor abgelehnt und ihm statt dessen eine Art geschwisterliche intellektuelle Gemeinschaft vorgeschlagen; der 37jährige Nietzsche, der gerade Die fröhliche Wissenschaft beendet hat und, physisch und psychisch schwer krank, am Zarathustra schreibt, soll nun der Dritte im Bunde sein. Gemeinsam reisen sie, nachdem auch dieser ihr einen Heiratsantrag gemacht hat, nach Luzern, wo das berühmte Bild entsteht: Lou Andreas-Salomé, die Peitsche in der Hand, auf einem Wägelchen kniend, das die beiden Männer, Rée und Nietzsche, ziehen. Elisabeth Förster-Nietzsche schimpfte die Frau, die ihr Bruder ob der einzigartigen«philosophischen Offenheit», die zwischen ihnen bestand, verehrte, als liederliche, lüsterne, finnisch-jüdische Abenteurerin, so daß der verärgerte Freud die Freundin mahnte, sich dieser Lügen in ihren Memoiren endlich«auf die würdigste Weise»zu erwehren.

1886 verlobte sie sich ganz überraschend mit dem mehr als fünfzehn Jahre älteren Orientalisten Friedrich Carl Andreas; die daraus entstehende und über vierzig Jahre währende Ehe wurde allerdings, so heißt es, nie vollzogen. Vielleicht war also in der Tat der dreizehn Jahre jüngere Rainer Maria Rilke der erste ihrer Liebhaber; es kamen noch andere in Frage, sogar von einer Abtreibung war die Rede. Jedenfalls war sie um die Vierzig, als sie schrieb:«Denn erst jetzt bin ich jung, erst jetzt darf ich sein, was Andere mit 18 Jahren werden: ganz ich selbst.»Die Liaison mit



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